Sticken – Stich für Stich zum Erfolg

Von am 12. Februar 2018 1 670 Views

Sticken – eine alte Handwerkstechnik neu entdeckt

Um es gleich vorweg zu sagen: Sticken macht Spaß und hat so gar nichts mit einer aufwendigen Handwerkstechnik zu tun. Wer nicht gleich die große Tischdecke zur Aussteuer besticken möchte, kann ganz klein anfangen! Denn Spielereien mit einfachen Stichen oder selbst erdachten Motiven lassen sich nicht nur auf Bändern, Lesezeichen oder Grußkarten verewigen, sie sind auch ein sehr kreatives und liebevolles Geschenk.

Wer hat das Sticken erfunden?

Aber, wie war das eigentlich mit dem Sticken? Wer hat diese langlebige Handwerkskunst erfunden? Nun, da scheiden sich ein wenig die Geister, und so ganz ist es nicht erwiesen. Aber das Stickerei-Handwerk schaut auf eine sehr lange Geschichte zurück. Archäologische Funde belegen, dass es schon 5000 v. Chr. schön bestickte Kleidungsstücke in Ägypten, Südamerika und China gegeben haben muss. Wobei sich dabei eine bestimmte Ursprungsregion für das Sticken nicht genau herausfiltern lässt.

Die Funde belegen auch, dass die Anfänge der Stickerei durch geometrische Figuren gekennzeichnet waren. Es mussten erst ein paar Jahre oder vielleicht auch Jahrhunderte vergehen, bis Kleidungsstücke und Gegenstände mit figürlichen Darstellungen oder auch ganzen Bildern verschönert wurden.

Schon damals wurde sehr viel Wert auf eine optische Veredelung gelegt, so dass außer Bändern und Goldfäden auch Perlen zum Einsatz kamen. Bei den damaligen „Oberen“ gewann das Verzieren von Kleidung schnell an Beliebtheit, und es dauerte nicht lange, bis sich edle Stickereien auf den Gewändern und Mänteln von römischen Kaisern, Tribunen und Konsuln wiederfanden. Aber auch Klöster standen im Mittelalter in der ersten Reihe, um die Stickerei zu pflegen. Bei ihnen gewannen liturgische Gewänder an Strahlkraft, und auch in Kirchenräumen verwendete Textilien wurden veredelt.

Es wundert uns heute natürlich nicht, dass bestickte Stoffe stets als ein Zeichen des Wohlstands galten. Damals wie heute kostet das Sticken viel Zeit und auch Geld. Auch ein Indiz dafür, dass dieses Handwerk als Privileg der wohlhabenden Bevölkerung vorbehalten war oder religiösen Zwecken diente. So ist es auch zu verstehen, dass adeligen Frauen bereits in ihrer Kindheit die Erstellung sich ständig übertreffender, schöner Textilverzierungen beigebracht wurde – Kreativität des Mittelalters in einer ihrer schönsten Formen.

Einfacher mit Stickmaschinen

Aber, es kam, wie es kommen musste, alles musste schneller, höher und weiter werden. Da die Stickerei im Laufe der Zeit immer mehr an Bedeutung gewann, traten natürlich auch Erfinder auf den Plan, die versuchten, das zeitaufwendige Handsticken durch die Entwicklung erster Stickmaschinen zu vereinfachen. Die industrielle Revolution veränderte Textiltechnologien von Grund auf, so dass nicht nur das Nähen eine Veränderung erfuhr, sondern auch das Sticken.

Textilmuseum Bocholt Stickmaschine

Stickmaschine aus dem Textilmuseum Bocholt


Aber die Geschichtsschreibung musste erst die Mitte des 19. Jahrhunderts erreichen, als die Schweizer Franz Rittmeyer und Anton Vogler freudig verkünden konnten, die allererste mechanische Stickmaschine entwickelt zu haben. Diese ahmte das Handsticken nach, in dem sie den Faden durch ein vertikal gespanntes Stoffteil hin und her zog. Schon damals arbeitete die Maschine nach dem Grundprinzip moderner Stickmaschinen. Die Nadel sticht immer an denselben Punkt, während der Stoff bewegt wird. Diese Bewegung des Stoffes wurde durch einen sogenannten Pantographen gesteuert.

Es dauerte wiederum nicht lange, statistisch fällt diese neue Erfindung sogar in die gleiche Zeit, bis der Schweizer Isaak Groebli die erste Großstickmaschine erfand. Diese, unter dem Namen
„Schifflimaschine“ in die Geschichte eingegangene Großstickmaschine, verband die Techniken der Großwebstühle mit denen von Nähmaschinen. Sie arbeitete mit einem Ober- und Unterfaden. Der Vorteil lag auf der Hand, denn beide Fäden wurden auf Spulen abgerollt, so dass das mühselige Einfädeln, wie bei der Handstickmaschine gewöhnt, jetzt entfiel. Die Stoffbewegung wurde wiederum durch einen Pantographen gesteuert. Heute können wir sagen, dass diese Erfindungen erst den Anfang darstellten, denn ebenso wie Nähmaschinen entwickelten sich auch Stickmaschinen ständig weiter.

Nach wie vor ist das Sticken ein angenehmer Zeitvertreib, bei dem sich gut entspannen lässt und gleichzeitig kleine Stick-Kunstwerke geschaffen werden. Aber auch der Kleidung wird durch dieses Handwerk mehr Individualität verliehen, und die Motive reichen von einfachen kleinen Mustern und Blumen über Alltagsszenen bis hin zu aufwendigen Kreationen, die sehr fantasiereich & detailgetreu gestickt sein können.

Handstick am Ärmel einer Dirndlbluse von Ploom

Handstick an einer Dirndlbluse von Ploom

Sticken in der Tracht

Natürlich ist die Stickkunst auch in der Tracht verbreitet! Besonders Festtagstrachten wurden schon früher mit Stickereien verschönert.

Bei der Innsbrucker Festtracht gibt es vier verschiedene Stickmotive und viele andere Trachten haben traditionell wunderschöne Stickereien. Heutzutage sind sie wieder besonders beliebt die handgestickten Motive auf Dirndln und Dirndlblusen.

In der Männertracht ist besonders die Federkiel-Stickerei bekannt. Aber allem voran stehen die kunstvoll handbestickten Lederhosen, die der Traum jedes männlichen Trachtenfans sind.

Bilder Dirndlbluse: Ploom

Sticken in der Tracht: Besonders Handstick ist wieder vermehrt auf Dirndln und Dirndlblusen zu finden und zeugt von Handwerkskunst.

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