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Von der Schafskälte zu den Hundstagen
Sie sehnen die Zeit herbei, in der Sie endlich wieder Ihr Hitzgwandl tragen können? Ein bisschen müssen Sie sich noch gedulden, denn es kann schon sein, dass die Schafskälte noch hinter der Ecke lauert.
Von der Schafskälte zu den Hundstagen
Heute schauen wir dem „Volk aufs Maul“, denn der Volksmund kennt Phasen des Jahresablaufs, an denen sich ganz spezielle Wetterlagen festmachen lassen.
Bereits seit Jahrhunderten werden sie beobachtet, Wetterregelmäßigkeiten, von denen sich sogar einige Wetterphänomene wissenschaftlich bestätigen und erklären lassen. Hundstage, der Altweibersommer oder das alljährliche Tauwetter zum Fest – sie alle werden im Fachjargon der „Wetterfrösche“ als „meteorologische Singularitäten“ zusammengefasst, denn diese Witterungslagen kehren mit hoher Wahrscheinlichkeit für einen bestimmten Zeitraum wieder.
Sollen wir dem „Wetterpropheten“ Siebenschläfer trauen?
Ob Sie dem Siebenschläfer trauen, liegt natürlich in ihrem eigenen Ermessen. Aber die Regel besagt, dass er jedes Jahr zum 27. Juni ankündigt, wie wohl das Wetter der darauffolgenden sieben Wochen ausfallen wird. Auch wenn Wetterkundler dieser Tatsache meistens skeptisch gegenüberstehen, so lässt sich doch oft eine deutliche Stabilisierung der Großwetterlage zur besagten Zeit bestätigen. Und was noch wichtiger ist: sogar logisch erklären.
Starkwindbänder, sogenannte Jetstreams, sind nämlich dafür verantwortlich. Sie, die vornehmlich in hohen Luftschichten wehen, können großen Einfluss auf Hoch- und Tiefdruckgebiete nehmen. Nun sind diese atmosphärischen Winde um den Siebenschläfertag recht beständig, so dass allein ihre Position dafür zuständig ist, welche Wetterlage sich explizit für eine längere Phase einstellen wird. Bei südlicher Lage ärgert uns kühle und feuchte Luft vom Atlantik, während bei nördlicher Lage trockenes Sommerwetter lockt und das Hitzgwandl nicht mehr weit ist!
Für Mitte März nicht ungewöhnlich, der Spätwintereinbruch
Allzu oft kehrt im Märzen der Winter zurück. Schade eigentlich, denn die Krokusse schmücken dann bereits den tristen Boden mit ihren farbenfrohen Blüten. Und auch die Narzissen lassen es sich nicht mehr nehmen, ihre gelben Kronen in den Himmel zu recken. Mitte März kann es gut und gerne noch einmal zu einem Spätwintereinbruch kommen, dann nämlich, wenn polare Festlandsluft aus dem Nordosten Europas zu uns hereinströmt.
Vor allem die Nächte sind dann ziemlich kalt und können noch mal gehörig Frost mit sich bringen. Selbst Schneefälle sind nicht unüblich, wobei aber schon durchaus Verlass auf die warme Märzsonne ist, denn sie lässt die weiße Pracht schnell wieder schmelzen.
Die Eisheiligen im Mai
Er mag noch so schön sein, der Wonnemonat Mai, jedoch vom 11. bis zum 15. kann er sich auch, laut traditioneller alter Wetterregel, von seiner frostigen Seite zeigen. Es ist gut möglich, dass die Nachttemperaturen dann bis unter null Grad fallen können, wobei der frühlingshafte Kälteeinbruch auch durchaus noch etwas später verzeichnet werden kann.
Doch auch am Tag der kalten Sophie lässt sich ganz wunderbar eine Trachtenhochzeit feiern!
Sie freuen sich schon jetzt auf die hochsommerlichen Hundstage?
Das können Sie auch, denn vom 23. Juli bis zum 23. August sind die heißesten Tage des Jahres zu erwarten. Aber, denken Sie bei den Hundstagen bloß nicht an hechelnde Hunde, denn mit den
Vierbeinern hat diese sommerliche Hitzeperiode so gar nichts zu tun. Stattdessen zeichnet dafür der Fixstern Sirius im Sternbild Großer Hund verantwortlich, der liebevoll auch Hundsstern genannt wird, und in dessen Nähe sich die Sonne im Hochsommer aufhält.
Der Altweibersommer beschert uns ein buntes Sommerende
Jetzt ist es soweit, der Herbst möchte das Regiment übernehmen, aber nicht, ohne dass er uns noch eine Schönwetterphase gönnt. Die Septembersonne lässt das bereits bunt gefärbte Laub stimmungsvoll leuchten, und der Altweibersommer hält uns gefangen. Er, der sonnige Tage des Spätsommers mit herbstlichen und kühlen Nächten vereint. Übrigens ist dieser Wärme-Rückfal nicht nach den betagten Damen benannt worden, sondern vielmehr nach dem altdeutschen Begriff „Weiben“, der sich von den Spinnweben ableitet, welche die tief stehende Sonne nun zuhauf gut erkennen lässt.
Noch ein bisschen Sonne gefällig im November?
Da wird wohl keiner Nein-sagen – oder? Ist es nicht herrlich, wenn die dunkle, ungemütliche Jahreszeit bereits begonnen hat und die Spätsommersonne einen freundlichen Abschiedsgruß schickt? Den verdanken wir dann dem Martini-Sommer, der sich pünktlich um den Martinstag im November einstellt, wenn uns eine Hochdrucklage mit milden Temperaturen überrascht.
Weihnachten – weiß oder heiß?
Die Regionen abseits von Mittelgebirge und Alpen sind in der Adventszeit nur selten mit Schneefällen gesegnet. Bietet der Dezember wider Erwarten doch Schlitten- und Ski-Fahrten an, so steht schon fast in Stein gehauen: Zum Weihnachtsfest wird es grün.
Dabei ist das Weihnachtstauwetter ein Wetterphänomen, das schon sehr lange einer Beobachtung unterliegt, denn mit einer 70-prozentigen Wahrscheinlichkeit wird in der zweiten Dezemberhälfte milde atlantische Luft von Westen heran strömen.
Das Wetter, es gibt immer wieder Rätsel auf. Dennoch ist es auch gut, dass wir es nicht auch noch beeinflussen können.
Bilder: Suju – Pixabay, jplenio – Pixabay