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Posament
Es kommt schon des Öfteren vor, dass wir von Trachten & Uniformen besonders begeistert sind, wenn sie mit einer besonderen Auszier und Besatzartikeln aufwarten können. Viel Gutes kommt bekanntlich aus Frankreich. Ein Aspekt, der auch jetzt wieder seine Berechtigung hat, denn was französisch als „Passement“ bekannt ist, wird im deutschsprachigen Raum als Posament(en) bezeichnet. Aber, was verbirgt sich eigentlich explizit hinter dem Begriff „Posamenten“ ?
Posament – Verzierung ohne Funktion, aber mit viel Charme!
Sie gelten schlechthin als Hingucker, die prächtigen Besatzartikel auf Trachten und dergleichen, denen eigentlich aber keine eigenständige Funktion zugestanden wird. Lediglich als Schmuckelemente kommt ihnen eine besondere Rolle zu, denn sie finden auf textilen Endprodukten ihren Platz.
Dabei ist es unerheblich, ob es sich um traditionelle Kleidung, Polstermöbel mit Chalet-Charme, nostalgische Lampenschirme oder dekorative Vorhänge und andere individuelle Heimtextilien handelt: eine Applikation mit Posamenten stellt immer etwas Besonderes
dar.
Deshalb wird ihre genaue Definition auch nicht ganz so eng gesehen, denn ein Posament kann vieles sein: Gewebte Borten, Zierbänder, Kordeln, Fransenborten, Volants und Quasten reihen sich genauso in diese Aufzählung ein wie Spitzen jeder Art und kunstvoll besponnene Zierknöpfe.
Posament – die Geschichte
Sieht man sich die Geschichte an, so wird schnell deutlich, dass die französischen „passements“ aus (Edel-)Metalldrähten gewirkte Textilien waren, die allgemein als Borten und Tressen bezeichnet werden. Dabei hat die Herstellungsweise dieser doch sehr ursprünglichen Metallgewirke einen wesentlichen Einfluss auf die Spitzenherstellung ausgeübt.
Endlich war es mittels der Posamenterie möglich, figurale Textilien eigenständig herzustellen, ohne dabei auf einen Trägergrund Rücksicht zu nehmen. Das Pendant hierzu stellt aber die Stickerei dar, denn sie benötigt einen Trägergrund genauso wie die Spitzenherstellung.
Alles begann mit dem Metalldraht
Heute ist es eigentlich kaum noch zu glauben, aber Kordeln, Quasten & Co. fanden früher den Weg über den Metalldraht in das Posamentiererhandwerk. Am längsten profitierten die Uniformen davon, dass die Posamente noch lange Zeit in Metall ausgeführt wurden.
Aber jede Medaille hat ja bekanntlich zwei Seiten, denn die heute gelegentlich gängige Praxis, Fasern zur Posament-Herstellung zu verwenden, ist einer innovativen, aber nachfolgenden Entwicklung zu verdanken, in der aber das Posament von seinem ursprünglichen Werkstoff getrennt wird.
Die Gegenwart zeigt, dass der Begriff „Posament“ heute fast alles umfasst, was mit der Dekorierung von Kleidern, Trachten und dergleichen in engem Zusammenhang steht.
Posamentierer – Handwerk mit goldenem Boden
Dem Berufsbild des Posamentierers wird auch heute noch eine große Wertschätzung entgegengebracht. Ein Posamentier und Posamenter hatte früher viele Bezeichnungen:
- Possementierer,
- Bandbereiter,
- Bortenwirker,
- Besatzmacher,
- Bandweber,
- Breiser,
- Brämelmacher,
- Gorler,
- Breisler,
- Gürtelwirker,
- Gorlnäher,
- Quastenmacher,
- Knöpfelmacher,
- Schnürmacher,
- Schleiermacher,
- Tressenwirker
- oder eben französisch Passementier.
Und bis heute regiert die Handarbeit mit Seilmaschinen, Flechtmaschinen oder Wirkmaschinen.
Als Blütezeit des Berufsstandes kann das 19. Jahrhundert angesehen werden. Erfreulicherweise gibt es aber heute noch einige wenige kleine Fabriken und Manufakturen, die weiterhin die Handarbeit und die historischen Maschinen bevorzugen. Der Posamentierstuhl strahlt aber immer noch den Charme vergangener Zeiten aus.
Im Wesentlichen mit einem Webstuhl vergleichbar, ist er zwar kleiner als dieser, da er ja nur für schmale Waren bestimmt ist, wurde aber auch mit besonderen Vorrichtungen zur Muster-Herstellung versehen. Das hat wiederum zur Folge, dass viele Posamentierstühle über einen Jacquard-Mechanismus verfügen.
Österreich weist, wie so oft, ein Alleinstellungsmerkmal auf, denn hier wird die Posamenterie noch als eigenständige Branche innerhalb des textilerzeugenden Gewerbes geführt. Ein Blick in die Geschichte zeigt aber auch, dass sich das europäische Zentrum der Posamenten- und Effektenherstellung vom 19. bis Ende des 20. Jahrhunderts im Erzgebirge, rund um die Bergwerksstadt Annaberg-Buchholz, angesiedelt hatte.
Jedoch war diese, oft als Heimarbeit deklarierte Handarbeitstechnik, auch in der Region um Basel (Baselbiet, Fricktal, Hotzenwald) sehr beliebt und bekannt. Mehrere Museen, zum Beispiel die Heimatmuseen von Sissach und Görwihl, bieten heute noch die Gelegenheit, Showvorführungen auf originalen automatischen Webstühlen, die der Bänder-Herstellung dienen, zu verfolgen. Sicher ein Highlight,
das Sie sich nicht entgehen lassen sollten!