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Passepoil
Was ist Passepoil?
Wer französisch denkt, geht mit diesem Begriff „über die Franse hinaus“. Als Passepoil, auch Bordierung oder Vorstoß genannt, wird ein wulstiger, schmaler Nahtbesatz bezeichnet, der sich an Kleidungsstücken befindet.
Der oder auch die Paspel galt ursprünglich als ein Verstärkungsstreifen, der sich an militärischer Kleidung befand. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts bekam die Kantenpaspel Bedeutung als Dekor. Bis in die heutigen Tage betonen Paspeln den Schnitt und die Kontur eines Kleidungsstückes.
Schaut man sich eine Paspel genauer an, so wird deutlich, dass sie aus einem längs gefalteten Stoffstreifen besteht, zwischen dessen verschiedenen Lagen es möglich ist, eine Schnur einzulegen. Wird die Naht eines Kleidungsstückes geschlossen, so wird die Paspel mitgeführt. Das hat den Effekt, dass äußerlich die Streifen-Bruchkante als kleiner und die Nahtlinie betonender Wulst wahrgenommen wird.
Dabei wird zwischen Kanten- und Taschenpaspel unterschieden.
Die Kantenpaspel
Sie findet Verwendung an Kanten, Schlitzen und Säumen, wo sie als Verzierung dient. Dabei wird an der betreffenden Kante der Stoffstreifen vorgenäht, umgebugt und übergesteppt. Die sichtbare Breite beträgt dabei bis zu drei Millimeter.
Werfen wir einen Blick zurück ins 19. Jahrhundert, so entdecken wir, dass Paspeln damals in der Frauenkleidung sehr verbreitet waren. Heute finden sie vor allem im Segment der Trachten- bzw. Landhausmode, bei Uniformen oder sogar Pyjamas Verwendung.
Apropos Trachten- und Landhausmode, die ca. 10 cm breite Paspel, die sich am unteren Dirndl-Ende befindet, wird als Kittelblech bezeichnet und findet in erster Linie bei längeren Dirndln Anwendung.
Auch Schuhe müssen nicht ohne Paspeln auskommen, bei ihnen werden sie, sozusagen als Qualitätssiegel, in die Kanten des
Einstiegs gearbeitet.
Die Taschenpaspel
Wie der Name schon ein wenig erkennen lässt, handelt es sich bei der Taschenpaspel um ein dekoratives Hilfsmittel, das der Stabilisierung
und Versäuberung des Tascheneingriffs dient. In dieser Funktion ist sie breiter als eine Kantenpaspel.
Eine Taschenpaspel wird formgerechtaus Futter oder dem jeweiligen Oberstoff zugeschnitten. Um dieses Procedere einfacher zu gestalten, bedient man sich eines Taschenpaspel-Automaten. Auf diese Art und Weise wird auch die Herstellung von Paspelknopflöchern an Mänteln und Jacken sichergestellt.
Im Uniformwesen trifft man oft auf die Bezeichnung „Vorstöße“, auch diese steht für Paspeln. Apropos Uniformen, hier finden sich Paspeln in den verschiedensten Farben. Das ist notwendig, um die Uniformträger nach der Waffengattung und sonstigen Kriterien voneinander unterscheiden zu können.
Last but not least noch ein wenig zur Geschichte von Paspeln
Ursprünglich dienten sie der Schonung des Hosentuchs, denn bei einigen Truppengattungen war es üblich, die Hosenbeine der Überhose
zuzuknöpfen. So ließ Man(n) die Naht des Besätzens nach außen vortreten. Aber Mode und Funktion ändern sich, so dass es bald an der Tagesordnung war, Hosenbeine auch in der Seitennaht zu vernähen. Auf diese Weise blieb der Vorstoß erhalten.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde es Usus, dass die langen Uniformhosen und die Reithosen mit Paspeln verziert wurden. Auch heute erfahren die verschiedensten Waffenröcke noch eine solche dekorative Aufwertung. Neben Feuerwehruniformen und Polizeihosen sind es vor allen Dingen die inoffiziellen Uniformen, zum Beispiel die der Schützen- und Karnevalsvereine, die so eine Verschönerung erfahren.