- Startseite
- G'schicht
- Trachtenkunde
- Lafnitztaler Sonntagstracht
Lafnitztaler Sonntagstracht
Die Lafnitztaler Sonntagstracht, die vor Kurzem erstmals präsentiert wurde, ist eine Regionstracht und das erste steirisch-burgenländische Dirndl.
Lafnitztaler Sonntagstracht – die Entstehung
Die umtriebige Obfrau der Volkstanzgruppe Burgau, Sandra Brünner, ergriff die Initiative und schaffte es, dass acht Gemeinden des mittleren Lafnitztals eine gemeinsame Tracht ins Leben riefen.
Gemeinsam mit Elisabeth Pirchheim von der Trachtenschmiede Anger wurde eine Sonntagstracht entworfen, die oststeirische und burgenländische Trachtenelemente miteinander verbindet.
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit für die Lafnitztaler Tracht
„Echte Tracht erlebt wieder einen Aufschwung und ist ein Teil der Identität einer Region. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der beteiligten Gemeinden hat toll funktioniert und das Projekt wurde von allen Bürgermeistern sehr begrüßt“, erzählt Sandra Brünner.
„In Burgau gibt es schon seit Jahrzehnten eine Burgauer Alltagstracht und wir von der Volkstanzgruppe wollten für Burgau auch eine festliche Sonntagstracht entwerfen und zertifizieren lassen, natürlich in Absprache mit der Gemeinde und dem Tourismusverband.
Bei einem ersten Gespräch mit dem Steirischen Heimatwerk wurde uns jedoch mitgeteilt, dass das eigentlich nicht möglich ist, da Sonntags- und Festtagstrachten regional und nicht einem einzelnen Ort zugehörig sein sollten. Und wir Burgauer würden somit schon in mehrere Trachtenmodelle reinfallen, wie das Oststeirer-Dirndl, die Hartberger Tracht, usw.
Und da ist uns spontan die Idee gekommen: Wie wäre es denn mit einer Lafnitztaler Tracht? Steirische und burgenländische Gemeinden entlang der Lafnitz. Und da es sich um die Region „Lafnitztal“ handelt, war das für das Heimatwerk durchaus denkbar. Und auch der burgenländische Trachtenreferent war von der Idee begeistert!
Ich habe mich dann auf den Weg gemacht und habe mit den Bürgermeistern von 10 Gemeinden (5 im Burgenland und 5 in der Steiermark) über dieses Projekt gesprochen und habe von allen die Zustimmung erhalten.
Wir hatten auch schon eine Schneiderin gefunden, die sofort Feuer und Flamme war für diese Aufgabe. Frau Elisabeth Pirchheim von der Trachtenschmiede Anger hat zwar zuerst gemeint: „Mit den burgenländischen Trachten kenn ich mich eigentlich gar nicht aus!“ Aber dank des tollen Trachtenbuches von Frau Hadrawa hat sie sich mit der Materie beschäftigt und sofort ein Detail herausgepickt, das es bei den steirischen Trachten überhaupt nicht gibt und es dann mit oststeirischen Elementen verbunden. Und somit ist die neue Lafnitztaler Sonntagstracht entstanden“, berichtet Sandra Brünner.
Beim 1. Nähkurs in Burgau entstanden die ersten Modelle, die am 25. Mai 2015 beim „Bergler Kirtag“ in Burgauberg im Rahmen einer Modenschau präsentiert wurden. 12 Dirndln in unterschiedlichen Farbzusammenstellungen liefen über den Laufsteg, kombiniert mit selbst gemachtem Schmuck, Hüten und Ledertaschen mit Federkielstickerei.
Die Lafnitztaler Sonntagstracht wurde auch bereits vom Steirischen Heimatwerk zertifiziert und in den „Kanon der Steirischen Frauentrachten“ aufgenommen.
Die Lafnitztaler Sonntagstracht ist nun offizielle Tracht folgender Gemeinden:
Auf der steirischen Seite:
- Burgau
- Neudau/Unterlimbach
- Unterrohr/Wörth
Auf der burgenländischen Seite:
- Deutsch Kaltenbrunn/Rohrbrunn
- Burgauberg/Neudauberg
- Hackerberg
- Wörterberg
- Wolfau
Aussehen der Lafnitztaler Sonntagstracht
Wichtig war den Initiatoren, dass Elemente aus der oststeirischen und der burgenländischen Tracht miteinander kombiniert werden. Das zeigt sich besonders am Leib, der in der Vorderansicht den oststeirischen Herzausschnitt aufweist und in der Rückenansicht mit 10 burgenländischen Zurkerln verziert ist.
Der Leib ist wie bei jeder Sonntagstracht aus Seide und wird mit Hafteln geschlossen. Mögliche Farben sind Rot, Grün, Blau, Violett oder Braun aus einem geblümten Stoff. Das Oberteil wird in der Farbe des Kittls oder einer Farbe aus dem Stoff des Leibs passepoiliert. Der Rücken ist mit einem V-förmigen Ausschnitt und die unterlegte Kellernaht mit besagten Zurkerln verziert.
Der Kittl ist aus unifarbenem Wollsatin und kann in Rot, Grün, Blau, Violett, Braun oder Schwarz ausgeführt sein und wird auf Hansel gezogen.
Die Schürze ist aus getreifter Seide und kann in Blau, Violett, Grau, Schwarz oder Gold ausgesucht werden.
„Wir haben hier die gängigsten Farben gewählt, damit wirklich jede Frau ihre passende Farbe wählen kann. Die Region ist so unterschiedlich, und daher sollten es auch die Farben dieser Tracht sein“, meint Sandra Brünner, „und was man dazu trägt ist eigentlich egal. Nur kein Tuch, denn sonst verdeckt man die besondere Verzierung am Rücken!“
Fotos: Hermine Dettenweitz