Lostage

Lostage – geheimes Wissen?

Von am 26. Dezember 2018 0 136 Views

Was sagen uns eigentlich die geheimnisvollen Lostage? – Altes Wissen, heute noch aktuell?

Heute, wo schon viele wettertechnische Veränderungen dem Klimawandel geschuldet sind, erinnern wir uns auch gerne an altes Wissen, das seit Jahrhunderten das Denken & Handeln der Menschen bestimmt.

So haben Bauern an den Namenstagen einiger Heiliger das Wetter der kommenden Wochen und Monate bereits „weiß gesagt“.
Lostage

Bekannte Lostage & Bauernregeln

Wer kennt sie nicht, die alte überlieferte Bauernregel – „Wenn’s an Siebenschläfer gießt, sieben Wochen Regen fließt“. Immer am 27. Juni erinnern wir uns erwartungsvoll, und schauen gen Himmel. So erhoffen wir uns klare Hinweise, wie wohl der von uns allen langersehnte Sommer sein wird. Denn kaum ein anderes Thema beschäftigt uns so leidenschaftlich wie das liebe Wetter.

Bereits vor Jahrhunderten begannen die Menschen damit, die Witterung an bestimmten Tagen des Jahres zu deuten, alles um längerfristige Prognosen erstellen zu können. Viele Beobachtungen über die Jahrhunderte hinweg, waren notwendig, um herauszufinden, dass es typische Perioden in der Jahreswetterlage gibt, die immer wieder, mit regelmäßiger Kontinuität auftreten.

Denken Sie nur an die Eisheiligen im Monat Mai, die Schafskälte im Juni, Hundstage Ende Juli, den Altweibersommer im September und das Tauwetter um Weihnachten herum. Auf diese Weise entstanden die Lostage, Tage, von denen man bestimmte Regeln abzuleiten versuchte.

Bei den Lostagen handelt es sich um feste Termine im jährlichen Kalender. Im Mittelalter merkte man sich diese anhand von Kirchenfesten und Heiligengedenktagen, die datumsgebunden waren. Ein Großteil der überlieferten Bauernregeln ist mit solchen Stichtagen verknüpft.

Übrigens gelten Schäfer bis in unsere heutigen Tage als naturverbunden und überaus wetterkundig, desto mehr wundert es eigentlich, dass von ihnen kaum alte „Schäferregeln“ überliefert wurden. Vielleicht liegt es daran, dass ein Schäfer im Mittelalter gleichzeitig Bauer und oft auch Winzer war.

Auf diese Weise würde sich erklären, dass viele Regeln einen Bezug auf den Weinbau haben – „Ist St. Vinzenz Sonnenschein, gibt es viel und guten Wein“, gilt so für den 5. April. Aber auch die tägliche Mahlzeit ließ sich vom Wetter beeinflussen, denn „Lässt der März sich trocken an, bringt er Brot für jedermann.“ – so ein Frühlingsbeginn deutete auf volle Scheunen für die Bauern hin.

Wetterkapriolen dagegen, bedeuteten oft auch schlimme Hungersnöte. So passierte es nicht selten, dass die Nahrung zum Ende des Winters rationiert werden musste.

Wie wurde früher das Wetter beobachtet?

Für die Bauern, des Lesens und Schreibens oft nicht kundig, waren die „Heiligentage“ für den Erntesegen sehr wichtig. Aber wie haben die damaligen Menschen das Wetter beobachtet?

Eine Überlieferung aus der Schweiz scheint es genau zu wissen: Laut dieser Weitergabe zeichnete man mit Kreide kleine Kreise, die wiederum für den Vor- und Nachmittag halbiert wurden, an die Stubenwand. Sonniges Wetter bedeutete, dass der Kreis leer blieb.

Ein schattierter Kreis deutete auf bewölktes Wetter hin, und Punkte verdeutlichten Schnee. Der Regen wurde mit Hilfe eines quergestreiften Kreises dargestellt. Diese persönlichen Wetteraufzeichnungen ermöglichten es den Bauern, das Klima, zusätzlich zu den Lostagen, besser einzuschätzen und vorherzusehen.

Ist das Leben nach den Bauernregeln nun alte Volksweisheit oder nur bloßer Aberglaube?

Die Beobachtungen der Bauern galten als wichtiger Anhaltspunkt für die anstehenden landwirtschaftlichen Tätigkeiten. Allerdings ließen auch die kalendarischen Verwirrungen bei der Bestimmung der wetterausschlaggebenden Tage nicht lange auf sich warten.

Die Vielzahl der Bauernregeln reicht weit in die Vergangenheit zurück und ist älter als die Gregorianische Kalenderreform von 1582. In dieser verfügte nämlich der Papst Gregor XIII., dass zehn Tage einfach ausgelassen werden. So passierte es, dass auch alle Heiligengedenktage um zehn Tage nach hinten wanderten.

Die Kalenderreform brachte es sogar mit sich, dass Bücher für die Bauern geschrieben wurden. Allerdings wurde wohl kaum bedacht, dass die wenigsten Bauern lesen konnten. Künftig sollte man bei Aussagen über die Witterungsverhältnisse zum Lostag noch 10 Tage hinzuzählen.

Sollten Sie sich also im Mai wundern, dass nach den Eisheiligen, explizit der „Kalten Sophie“ am 15. Mai, immer noch Nachtfröste herrschen, obwohl die alte Bauernregel doch ganz eindeutig besagt „Nach Servaz (dem 13. Mai) findet der Frost keinen Platz“, dann denken Sie bitte daran, dass bei Entstehung dieser Bauernregel der „Tag des Servatius“ im Sonnenjahr ca. zehn Tage später lag. Ein Rat, der sich zu beherzigen lohnt, wenn Ihre empfindlichen Pflanzen überleben sollen.

Losnächte an den Rauhnächten

Auch die Rauhnächte, die vom 25. Dezember bis zum 6. Januar dauern, verheißen uns viele Losnächte. Aus diesen zwölf längsten Nächten wurden Rückschlüsse auf das Wetter im neuen Jahr gezogen. Hierbei galt: „Wie sich das Wetter bis Dreikönig hält, so ist das nächste Jahr bestellt“.

Der 31. Dezember wurde dem Namenstag des heiligen Silvester gewidmet, einem Papst, der in Rom von 314 bis 335, einer von Christenverfolgungen befreiten Zeit, regierte. Er ist der Schutzpatron
aller Haustiere, steht für eine erfolgreiche Ernte und ein gutes neues Jahr. Symbolisch soll er uns Licht bringen, da sich die Menschen früher vor langer Finsternis und der Geisterwelt, die sehr unberechenbar erschien, fürchteten.

Um ihre Angst zu überwinden, griffen unsere Vorfahren zu einer List – die bösen Geister wurden mit viel Lärm in Schach gehalten! Dass wir es heute noch mit Böllern und Raketen „krachen“ lassen, ist dieser Tradition geschuldet.

Auch am 6. Januar, dem Dreikönigstag wird der Winter in zahlreichen ländlichen Regionen mit viel Krach, schaurigen Masken, Glockengeläut und Trommeln förmlich ausgetrieben.

Wenn am 17.1. zu „Antoni“ die Luft klar, gibt’s bestimmt ein trockenes Jahr – können Sie daran glauben oder nicht, aber in den Bauernregeln steckt mit Sicherheit ein kleines Fünkchen Wahrheit, das wir nicht übersehen sollten.

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