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Pustertaler Frauentracht
Farbenfroh und schön ist sie wahrlich, die Pustertaler Frauenfesttracht – und haargenau so, wie Gertrud Pesendorfer sie in ihrem Buch „Lebendige Tracht in Tirol“ beschreibt.
Servus TV und die Sendung am 18.10.2019 brachten den entscheidenden Impuls. Denn in einem tollen Beitrag wurde die traumhafte Pustertaler Frauentracht vorgestellt. Ein triftiger Grund, sie auch in Zusammenarbeit mit dem TV-Sender auch in der Trachtenbibel vorzustellen.
Die Pustertaler Frauentracht – eine farbenfrohe Festtracht
Im Pustertal und seinen Seitentälern wird eine farbenfrohe Frauenfesttracht getragen, deren Mieder aus blauem oder rotem Wollbrokat, aus Loden oder auch aus Seidenbrokat gefertigt wird.
Die Vorderkante des Mieders wird mit handgearbeiteten Schnürhaken geschmückt, die aus einer Silber- oder Messinglegierung bestehen. Und noch einmal ist das Mieder Thema, denn es wird zusätzlich mit roten Schnürbändern im Zickzack von unten nach oben geschnürt.
Der in der Mitte nach oben in kleiner Spitze auslaufende Rücken sowie die Armausschnitte werden mit einem grünen Trachtenseidenband eingefasst. Überhaupt zeigt das Rückenteil eine reiche Bandführung aus grünen Samtbändern, jedoch sind auch an den Vorderteilen zwei Samtbänder an der Kante aufgenäht.
Der Brustlatz wiederum, aus rotem Loden gefertigt, ist mit Goldborten verziert und mit dem grünen Seidenband, wie das Mieder, umrandet.
Und auch der Rock, aus schwarzem Wollstoff gefertigt, darf ruhig als Augenweide bezeichnet werden. Denn der Rocksaum ist innen mit einem 10 cm breiten roten Beleg besetzt, der schmal nach außen vorgestoßen ist.
Die Schürze besteht aus einem glattblauen Wollstoff. Wenn besonders festliche Anlässe ins Haus stehen, tragen die Mädchen und die unverheirateten Frauen gebundene weiße Leinenschürzen, die mit feinen roten Seidenbändern verziert wurden. Dabei findet dann auch ein kleines Krönchen Verwendung, das in aufwendiger Handarbeit hergestellt wird.
Das wird zur Pustertaler Frauentracht getragen
Zu dieser Tracht wird eine Leinenbluse getragen, die um den Halsausschnitt und an den Ärmeln mit wertvollen handgeklöppelten Spitzen versehen wurde.
Beim Klöppeln handelt es sich um eine sehr zeitintensive Handarbeit. Für diese handgeklöppelten Spitzen, hauptsächlich im Ahrntal (Prettau) gefertigt, werden an die 70 Arbeitsstunden veranschlagt, die für den gesamten Bedarf einer Pustertaler Tracht stehen.
In der kalten Jahreszeit tragen die Damen die Pustertaler Joppe dazu. Die Joppe ist ein Kleidungsstück, das aus schwarzem oder dunkelbraunem Loden gefertigt wird. Der Halsausschnitt dieser Joppe, die vordere Kante, der Saum und auch der Ärmelsaum werden mit rotem Loden nach innen besetzt und nach außen ca. 3 mm vorgestoßen.
Am Halsausschnitt, an der vorderen Kante und am Ärmelsaum wird auch noch ein schwarzes Samtband aufgenäht. Geschlossen wird die Pustertaler Joppe mit handgearbeiteten Hafteln. Ein besonders hübsches Detail sind die handgestickten Lebensbäumchen an den vorderen und hinteren Abnähern.
Noch eine Tiroler Besonderheit sind die fingerlosen Handschuhe oder Pulswärmer, die im Pustertal Tatzlan genannt werden. Diese werden zumeist aus schwarzem Garn gehäkelt oder gestrickt. Sie können sowohl nur den Unterarm bedecken als auch bis über den Ellenbogen reichen.
Die zur Tracht getragenen Strümpfe werden aus Baumwollgarn oder aus feiner Wolle gestrickt. Häufig sind sie auch mit einem Lebensbaum – in den Farben grün-rot-weiß – verziert.
Der Tradition verpflichtet: Schneiderin Notburga Profanter
Eine Frau, die sich ganz der Tradition verpflichtet fühlt – ist Notburga Profanter, eine Schneiderin aus Berufung. Und bei Ihr bekommen Sie die Pustertaler Frauentracht!
Wenn sie erzählt, dann wird Familientradition lebendig – und das Schneidern gehört einfach dazu. Aufgewachsen ist Notburga Profanter in der Trachtenhochburg Kastelruth im Schlerngebiet. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen für das Schneiderhandwerk, oder? Und auch Großmutter und Mutter arbeiteten bereits als Schneiderinnen.
Wenn sie über diesen, ihren Beruf, den sie nun schon seit über 20 Jahren ausübt, philosophiert, leuchten ihre Augen, denn diese Jahreszahl bedeutet auch – immer dieselbe Sorgfalt und Leidenschaft!
Nach den Lehrjahren wurde die Meisterprüfung als Damenschneiderin abgelegt, der dann noch die Gesellenprüfung als Herrenschneiderin folgen sollte. Ihre Begeisterung für die Trachten führte Notburga dann nach Salzburg, wo sie auch noch das Handwerk einer Trachtenschneiderin erlernte.
Als langjähriges Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für Lebendige Tracht in Südtirol ist ihr nach wie vor der Erhalt und die Weiterentwicklung dieses traditionellen Kleidungsstückes ein besonderes Herzensanliegen. Darum fertigt sie bereits seit 1993 als selbstständige Schneiderin hochwertige Trachten nach historischen Vorlagen und Dirndln auf Maß fertigt. Notburga Profanter sieht darin eine Handwerkskunst, die sie Tag für Tag aufs Neue anspornt.
Detailgetreu nach historischen Vorlagen, doch mit zeitgemäßer Schnittführung und hochwertigen Materialien für den modernen Tragekomfort möchte Notburga Profanter keine Museumsstücke erschaffen, sondern ihre Handwerkskunst für eine lebendige und tragbare Kleiderkultur für Privatpersonen oder Traditionsverbände bereitstellen.
Trachten und Dirndln verdienen höchste Sorgfalt und handwerkliches Können, viel Liebe zum Detail, eine maßgeschneiderte Passform und präzise Ausführung mit hochwertigen Materialien gefertigt wird.
Bilder: © Notburga Profanter, ServusTV – Degn Film