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Warum das Dirndl nachhaltig ist
Das Dirndl – zwischen Nationalsozialismus und Nachhaltigkeit?
Die Lust auf Tracht nimmt stetig zu! Dennoch gibt es immer wieder Aussagen, dass das Dirndl nur für Ewiggestrige und Tracht sogar Ausdruck einer politischen Gesinnung sei.
Als Trachtenbibel gehen wir diesem aus unserer Sicht Irrglauben nach, denn ein echtes Dirndl ist eines der nachhaltigsten Kleidungsstücke überhaupt und ganz im Gegenteil ein modernes und dem Zeitgeist entsprechendes Kleidungsstück.
Warum das Dirndl ein nachhaltiges und grünes Kleidungsstück ist
Nunu Kaller, ihres Zeichens österreichische Publizistin, Umwelt-Aktivistin und Bloggerin war 2019 auf die Wiener Damenwiesn eingeladen. Sie macht keinen Hehl daraus, dass Sie mit solchen „Bussi-Bussi-Events“ nichts am Hut hat.
Ein Dirndl hat sich die bekennende „Dirndlhasserin“ schon im Vorjahr für eine Trachtenhochzeit – natürlich Second Hand! – gekauft.
Originell gestrickt, wie Nunu Kaller nun einmal von Natur aus ist, ließ sie es anpassen und von Christina Schröder vom Atelier Schnittig eine Schürze aus Krawatten nähen. Eine wunderbare Idee, auch diese zu recyceln, und damit auch eine einzigartige Schürze zu haben!
Das Dirndl selbst war ein Vintage-Modell von Tostmann aus den 70-er Jahren. Lustigerweise kam Nunu dahinter, dass ihre Mutter dasselbe Dirndl nur mit anderem Ausschnitt daheim hatte und zog kurzerhand dieses auf die Damenwiesn an.
Wie es der Zufall will, traf Nunu auf der Damenwiesn dann noch auf Gexi Tostmann persönlich.
So machen Dirndl und Events Spaß, die beide ursprünglich nicht auf der Agenda der Umwelt-Aktivistin Nunu Kaller standen.
Doch dieses Dirndl ist
- Vintage Second Hand und für sie persönlich geändert,
- aus österreichischen, hochwertigen Stoffen,
- und aus einer österreichischen Manufaktur.
Geht es aus Ihrer Sicht noch nachhaltiger?
Das Traditionsunternehmen Tostmann bewahrt jedenfalls die traditionellen Werte, nicht nur, weil Gexi Tostmann engagierte Weltenbürgerin und aktiv bei den Grünen in Oberösterreich ist.
Sondern auch, weil Tochter Anna, die das Unternehmen mittlerweile leitet, für eine sanfte Erzeugung wirbt, für nachvollziehbare Produkte und für das regionale Handwerk.
Und der Gedanke der ökologischen Produktion hat schon lange im Unternehmen Tostmann Trachten seinen angestammten Platz.
„Weg von der Massenproduktion!“ so lautet die Maxime.
Die neuesten Aktivitäten sind Gespräche mit der Firma Lenzing, Weltmarktführer in der Herstellung von Zellulosefasern aus dem Nachbarort, damit vielleicht auch bald österreichische Fasern in einem österreichischen Dirndl sind und nicht Baumwolle oder Seide, die hierzulande nicht wachsen.
So passt das Dirndl auch in die aktuelle Klimaschutzdebatte!
Gexi Tostmann beschreibt das Dirndl als zeitloses Kleidungsstück, das man bis zum Lebensende tragen und weitervererben kann: „Ein Dirndl ist leicht zu ändern und wenn klassische Farben auf hochwertige Stoffe aus der Heimat treffen, gibt es kaum ein nachhaltigeres Kleidungsstück!“
Die Tracht in Pacht – eine nachhaltige Idee schafft sich Raum!
Vor rund 35 Jahren entstand im Hause Tostmann auch die Idee der „Tracht in Pacht“.
Das Motto „Mieten statt kaufen“ wurde Frau Dr. Tostmann von einem japanischen Ehepaar vermittelt, das ein Dirndl mieten wollte.
Und Gexi Tostmann wäre nicht ganz Unternehmerin, wenn sie daraus nicht eine neue Geschäftsidee entwickelt hätte.
Modefotos, Kunst- und Kulturaufführungen sollten von den Dirndln profitieren – eine wunderbare Idee fasste Fuß, die zudem noch ökologisch und nachhaltig war.
Denn ein echtes Dirndl zeichnet sich durch Strapazierfähigkeit aus und kann auch einfach gereinigt werden.
Mittlerweile vermieten mehrere Unternehmen Dirndl und besonders in der Ballsaison und für Hochzeiten ist dieses Service beliebt.
Das Dirndl als Zeichen von Feminismus?
Heute würden wir sie natürlich auch als Aktivistin bezeichnen, die Frau Dr. Gesine Maria „Gexi“ Tostmann. Die engagierte Grande Dame der Tracht führte in ihrem Leben schon viele Kämpfe – jene gegen aufgeblasenen Bürokratismus und starre Richtlinien hat sie erfolgreich gewonnen.
Jetzt gelten ihre Aktivitäten, mehr denn je vielleicht, den Trachten als Kulturgut, als promovierte Volkskundlerin eigentlich auch kein Wunder, oder?
Für sie gehört das Dirndl nicht zu den Fähnchen, die man sprichwörtlich in den Wind hängt, sondern es symbolisiert selbstbewusstes Frausein und ist damit fester Bestandteil einer feministischen Frauenkultur.
Gexi Tostmann möchte am liebsten allen Frauen zurufen: „Sagt ja zum Frausein!“
Und sie wiederholt auch einen wichtigen Satz, der leider sehr oft angegriffen wird: „Wer die Formen beherrscht, darf sie vernachlässigen.“ Explizit an die heutige Jugend gerichtet, befindet sie, dass diese Individualität leben soll. Man muss einen eigenen Stil finden und soll bitte alles nicht so eng sehen…!
Denn „zum Glück haben wir Kultureinflüsse, sonst hätten wir in Wien keine Kaffeehäuser.“
Fotos: Dorelies Hofer Photography