Bart-Tracht

Von am 5. August 2019 0 166 Views

Uns plagt so manches Mal das schlechte Gewissen – dann nämlich, wenn wir wieder mal denken, wir schenken dem männlichen Geschlecht in der Trachtenbibel nicht die nötige Aufmerksamkeit. Damit soll jetzt Schluss sein! Denn heute widmen wir uns den besonderen Stilfragen der Männer – der Bart-Tracht.

Der Trend, sich einen Bart stehen zu lassen, der übrigens nicht nur Hipster betrifft, erfährt ein erstaunliches Wachstum. Darum schauen wir einmal auf die Typologie der Gesichtsbehaarung. Wofür schlägt Ihr Herz? Sind Sie eher ein Freund von Experimenten, oder wussten Sie schon immer, dass „der Zwirbler“ genau der richtige für Sie ist?

Die Bart-Tracht der Männer – 5 Typen

#1 Für echte Trachten-Grantler-Mannsbilder ist er perfekt: der Zwirbler

Diesem extrovertierten Bartträger macht niemand so leicht etwas vor: Der Zwirbler trägt seinen Schnurrbart stolz durch den Alltag. Außerdem zeichnet er sich durch einen sehr eigenwilligen Charakter und ein fast unerschöpfliches Selbstbewusstsein aus.

Der Zwirbler lacht nur müde über Trenderscheinungen. Ist er doch der Typ, der seinen Schnurrbart als treuen Wegbegleiter schätzt. Er verbringt mehrere Stunden des Tages mit der liebevollen Pflege seines Schmuckstücks. Stilsicher greift er zu Bart-Gel, -duft und –bürste*, um seiner schmucken Gesichtsbehaarung das perfekte Styling zu verpassen. Der Zwirbler dreht sorgfältig die Enden seines Schnurrbarts, bis sie endlich den gewünschten Schwung haben.

Aber was ist diesem Typ noch wichtig? Er bevorzugt stets klassische oder traditionelle Kleidung. Bunten T-Shirts oder karierten Hemden erteilt dieser Bartträger eine klare Absage, denn nur sein Aushängeschild – der gezwirbelte Schnurrbart – soll Aufsehen erregen. Dem „Zwirbler“ ist es durchaus egal, dass er in der Öffentlichkeit mit einem unmodernen Image zu kämpfen hat. Er möchte sich mit seinem außergewöhnlichen Auftreten von der breiten Masse abheben! So ist der Zwirbler der Klassiker unter den g’standenen Trachtlern.

#2 Der Faule

Er sieht sich sozusagen als Pendant zum Zwirbler, der Faule. Morgens hat er es dabei besonders schwer, denn nach dem Duschen schaut er mit müden Augen und verschwommenem Blick in den Spiegel. Was er sieht, gefällt ihm durchaus, denn besonders kritisch ist er dabei nicht.

Ein wenig unregelmäßiger und lichter Bartwuchs? Egal, na und? Einzelne neugierige Stoppeln auf der Wange? Nicht so wichtig. Das Rasieren bereitet dem Faulen keine besonders große Freude. Meistens denkt er sich sogar: „Ach, einen Tag geht’s noch!“

Für diesen Bartträger stellt sein Bart kein Statussymbol dar, für ihn ist er eine unfreiwillige Notwendigkeit. Hippe Bartpflegeprodukte wird man(n) in seinem Badezimmer vergeblich suchen. Einzig stolz ist er auf seine Rasierschaumdose, die er bereits seit Jahren, ganz hinten im Kosmetikschrank, eingelagert hat – für alle Fälle!

Und auch mit der Öffentlichkeit ist das so eine Sache, denn hier mag er vielleicht als ein stolzer Bartträger rüberkommen, doch aufgrund seines unregelmäßigen Bartwuchses wird er schnell als Fauler entlarvt. Warum? Nun, selbst ein Drei-, Fünf- oder Siebentagebart freut sich über ein wenig Pflege!

#3 Der Experimentierfreudige

Egal, ob Backenbart à la Südstaatengeneral, modische Ziegenzippel oder Martin-Gedächtniszöpfe – dieses gestandene Mannsbild hat sie alle ausprobiert. Dabei hat der experimentierfreudige Bartliebhaber für modische Konventionen und Trends nur ein müdes Lächeln übrig.

Er ist immer mindestens 3 Schritte weiter, besonders dann, wenn andere die Vorzüge seiner mutigen Bartkreationen erkennen. Er ist der Typ, dem ein Hipster-Vollbart maximal noch vor 5 Jahren ins Gesicht gekommen wäre.

Der Experimentierfreudige ist der Meinung, wer sich im Sommer nicht traut, mit Hawaii-Hemd und Schnurrbart lässig & stilecht durch die Straßen zu cruisen, braucht sich im Winter keinen Schnauzer stehenzulassen. Er ist auf seine Weise sehr eitel, denn was bringt ihm ein Bart, nach dem sich auf der Straße kein Mensch umdreht? Ein Bart, bei dem kein anerkennendes Raunen durch das Büro geht?

Sein Motto war schon immer: Lieber ein Schrittchen zu weit gehen, als in der grauen Masse unterzutauchen. Deshalb sind auch Glitzer und diverse Färbemittel für unseren Experimentierfreudigen schon längst keine Fremdwörter mehr. Uns würde ja noch interessieren, welchen modischen Gag er sich für die Weihnachtszeit ausdenkt? Ganz einfach, in dieser Zeit sind auch Lametta-Fäden als kreatives Bartexperiment nicht ausgeschlossen!

Bart-Tracht & Tracht von Buamagwand

#4 Der moderne Nikolaus

Dieser moderne Nikolaus hat es doch tatsächlich geschafft, den Bart seines Namensvetters wieder hip zu machen. Und er gibt sich als Trendsetter viel Mühe, möglichst verwegen auszusehen. Damit sein bauschiger Rauschebart so ungemein wild wirkt, wie er soll, braucht es aber etwas mehr als eine längere Abstinenz bei der täglichen Rasur – mit anderen Worten: Es braucht viel Geduld, eine gute tägliche Pflege und last but not least, ein Bart-Öl*!

Der moderne Nikolaus hat eigentlich nur einen Wunsch: Er möchte nicht verlottert wirken! Er strebt danach, dass seine Gesichtsbehaarung an Holzfäller und Piraten erinnert, an freie Naturburschen und streitbare Typen – aber bitte nicht an Onkel Siegfried, der nach dem üppigen Weihnachtsessen immer noch einen beträchtlichen Rest Rotkraut in seinem Bart hängen hat…

Nein, nein – der moderne Nikolaus achtet auf sich, seinen gepflegten Bart und dessen Ruf – und er ist interessiert an Blogartikeln über die Vor- und Nachteile von Bartpomade. Es ist deshalb auch kein Wunder, dass er meist auch eine kleine Sammlung an Trimm-Utensilien angehäuft hat. Er kann aber auch etwas pikiert reagieren, dann nämlich, wenn ihn in der Weihnachtszeit jemand an seine Ähnlichkeit mit dem guten alten Nikolaus erinnert – denn dieser ist ihm viel zu lieb!

#5 Der Ziegenbart

Beim Ziegenbärtchen scheiden sich die Geister. Die einen behaupten, er wäre ein überflüssiges Relikt aus den Neunzigerjahren. Und auch bei den anderen, vorwiegend den Frauen, gehört er nicht gerade zu den beliebtesten Bartformen.

Aber, was ein stolzer Ziegenbartträger ist, der lässt sich nicht beirren. Der Ziegenbart symbolisiert den leicht zu übersehenden Ausdruck von Temperament und das tiefe Verlangen nach Unangepasstheit. Häufig sieht man den Ziegenbartträger auch noch in Verbindung mit kurzärmeligen Karohemden und rahmenlosen Brillen.

Unser heißer Tipp, für alle, die sich nicht von ihrem geliebten Kinnbart trennen möchten und können, lautet: Wer eventuell die ambivalente Ziege mit einem gezwirbelten Oberlippenbart kombiniert, der macht aus sich einen sehr charakterstarken Musketier.

Spannende haarige Zeiten könnten uns allen also ins Haus stehen – vorausgesetzt, man möchte und bekennt sich bedingungslos zum einen oder anderen Typen.

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Bild: Halfpoint – stock.adobe.com

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