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Die Bayrische Quadratratschn gibt’s nicht ohne Dirndl
Wer ist die Bayrische Quadratratschn?
Hinter diesem Namen, der selbst für manche Muttersprachler ein Zungenbrecher ist, steht Susanna Chmiel – ein waschechtes Münchner Kindl.
Vor mehr als sieben Jahren, zu einer Zeit als Bloggen in unseren Breitengraden noch gar nicht verbreitet war, entstand aus ihrer Leidenschaft zum Schreiben der Blog Bayrische Quadratratschn.
„Ich habe einfach kleine, manchmal auch ganz verrückte Kurzgeschichten – teils komplett auf Bayrisch, teils mit Münchner und bayrischen Themen – geschrieben und hatte innerhalb kürzester Zeit eine treue Leserschaft. So etwas gab es damals noch nicht, und ich konnte mich vor Anfragen kaum retten! Manchmal habe ich am Tag bis zu 100 Mails als Feedback auf meine Geschichten bekommen. Also musste irgendwann eine eigene Homepage her, auf der ich noch mehr meiner kreativen Ideen ausleben konnte.
Die „Quadratratschn“-Seite ist definitiv mein „Baby“, da hängt mein Herzblut dran, und ich freue mich, dass das Interesse an meinen Artikeln, Bildchen und Empfehlungen nach wie vor riesengroß ist“, erzählt Susanna Chmiel.
Und man merkt an ihren Geschichten, dass sie Wert darauf legt, die Leser nicht nur zu unterhalten, sondern es ihr auch mindestens genauso wichtig ist, ihre Empfehlungen so auszuwählen, dass sie selbst dahinter stehen kann. Ebenso pflegt die Münchnerin Tradition und Mundart und liebt natürlich Tracht.
Da sie sich schon auf der Startseite ihres Blogs im Dirndl präsentiert, war es natürlich naheliegend, dass wir sie zu unserem Lieblingsthema befragen.
Die Bayrische Quadratratschn und das Dirndlkleid
„Meine ersten Dirndln hatte ich schon als Kind – ich kann mich aber nicht mehr so genau erinnern, wie die ausgesehen haben. Familienintern kursieren Fotos von meiner ersten Tracht – und das war kein Dirndl, sondern eine Lederhose; mit Hut und einem Gamsbart oben drauf. Da konnte ich gerade mal laufen. Ich denke, eine Lederhose war für so einen kleinen Racker wie mich einfach praktischer als ein Dirndl. Und die Windel war auch besser kaschiert“, berichtet Susanna Chmiel.
So ist Tracht für sie ein Teil der Kultur und Tradition – und Ausdruck von Heimatverbundenheit: „Es gibt so viele schöne Trachten – nicht nur in Bayern, sondern weltweit. Ich finde es toll, wenn die Menschen ihre Tracht mit Stolz tragen. Heimat ist das Zuhause, das „dahoam sei“ – und symbolisiert somit auch den Ort, wo das Herz ist.“
Dirndl nur zum Oktoberfest?
Dazu antwortet die Münchnerin: „Also ich trage meine Tracht so oft es geht. Erst vor Kurzem hat ein Bekannter zu mir gesagt: „Gibt’s Dich eigentlich auch ohne Dirndl?“ Die Leute, die ihre Tracht nur zum Oktoberfest aus dem Schrank holen, wirken auf mich immer etwas verkleidet – das hat etwas von Fasching. Wer mit der Tracht mehr verbindet als nur ein Fashion-Statement zu Volksfest-Zeiten, der trägt seine Dirndln auch zu allen anderen Anlässen.
Für meinen Blog habe ich schon Tests gemacht, wie die Menschen außerhalb der Wiesn-Zeit auf Dirndl und Lederhose reagieren! Dafür bin ich im Dirndl feiern gegangen, auf Geschäftstermine, zum Ausflug an die Isar und sogar an den Strand in Italien. Die Italiener fanden das ziemlich cool – so cool, dass ich mich dann nicht getraut habe, das Dirndl auch noch zum Ausflug nach Venedig anzuziehen.
In München ist man manchmal etwas komisch, was Tracht betrifft: es gibt Clubs, die ernsthaft nur zur Wiesn-Zeit Tracht erlauben und Clubs, die genau zur Wiesn-Zeit KEINE Tracht zulassen … Ich finde alle Lokalitäten bescheuert, die ihren Gästen irgendwelche Kleidervorschriften machen.“
15 Dirndln und 3 Lederhosen
Das ist die aktuelle Zahl an Trachtenstücken in Susanna Chmiels Kasten. Und jedes Jahr kommen neue dazu: „Ach, es gibt so viele tolle Designer mit so vielen kreativen Ideen – ich kann mich da nur schwer entscheiden!
Was mir besonders gefällt, sind aber die etwas unbekannteren Designer, die ihre Dirndl noch von Hand arbeiten, mit ganz viel Liebe zum Detail. Da geht es nicht um den Kommerz, sondern um die Liebe zur Tracht. Melinda Kovacs von Nanenda Trachtenmode zum Beispiel – da werden alle Dirndl, Blusen und Schürzen von Hand genäht – so etwas gefällt mir.
Dann gibt es noch Dirndl Liebe von Sarah Tack – auch hier ist jedes Dirndl ein Unikat und wird von Hand gemacht. Diese Dirndl habe ich aber bisher nur angeschmachtet, da habe ich noch keines daheim. Aber wer weiß … vielleicht bin ich ja nach dem Interview so berühmt, dass ich mich dann in den „Dirndl Liebe“-Shop stürze ;)
Ich arbeite auch sehr gerne mit der Trachtenstube Sissi & Franz in Gilching zusammen. Die führen viele unterschiedliche Designer und Modelle – da ist für jede Preisklasse, Farbe und Form was dabei. Der Laden ist so schnuckelig, das Team so herzlich und die Mode gewissenhaft ausgesucht … zu meinem Wiesn-Anstich dieses Jahr hatte ich ein Dirndl von „Sissi & Franz“ an, und auch die Bühnenshows im Schlachthof und im „Das Schloss“ in München habe ich je mit einem Dirndl von dort „bestritten“. Ich schaue also lieber auf gute Beratung und Wohlfühlatmosphäre beim Shoppen als auf das Festlegen auf einen bestimmten Designer. Und das Bauchgefühl muss stimmen – bei „Sissi & Franz“ hatte ich gleich „Schmetterlinge im Bauch“. Da bleib ich.“
Die Stylingtipps der Bayrischen Quadratratschn
„Schuhe mit einem kleinen Absatz! Ich finde zwar, dass auch flache Schuhe durchaus o. k. sind, aber ein kleiner Absatz macht die Haltung schöner. Zu hohe Schuhe sind dagegen einfach unpraktisch. Wenn man z.B. den ganzen Tag auf der Wiesn unterwegs ist, dann sind High Heels der absolute Gute-Laune-Killer. Und irgendwann sieht das auch nicht mehr elegant, sondern eher verunfallt aus – kommt halt auf den Alkoholpegel an …
Ich finde zurzeit Blumenkränze im Haar zum Dirndl sehr schön – das verleiht dem Ganzen einen Hippie-Touch, sieht natürlich und verspielt aus.
Und den absoluten Knaller habe ich letztes Jahr entdeckt: die Mädels von Fesch mit Trash machen Schmuck aus Kronkorken. Die sammeln Kronkorken von sämtlichen Biermarken und machen daraus Ohrringe und Ketten. Ich hatte den Schmuck auf der Wiesn an – so oft bin ich noch nie auf Schmuck angesprochen worden. Das ist zwar kein traditionelles Styling, aber sorgt für viele neugierige Blicke und noch mehr sympathische Lacher. Ich mag die Kombination aus Traditionellem und Neuem, Modernem und Kreativem“ fasst die Münchnerin ihre Tipps für uns zusammen.
Das absolute No Go?
„Früher habe ich sehr gegen durchsichtige Organza-Blusen, Mini-Dirndl, Landhausmode und Turnschuhe zum Dirndl gewettert. Mittlerweile sehe ich das gelassener – wir Menschen sind so herrlich verschieden, und genauso ist auch unser Modeverständnis. Jeder soll das so machen, wie er sich wohlfühlt. Aber die Turnschuhe und die Mini-Dirndl gehen immer noch gar nicht,“ lacht die Bayrische Quadratratschn.
Zum Abschluss erzählt uns Susanna Chmiel eine ihrer Eigenheiten: „Ich habe ja bereits zweimal auf dem Oktoberfest den Anstich gemacht, schreibe viel über die Wiesn und tummle mich gerne auf Volksfesten, dem Kocherlball oder in diversen Biergärten … aber ich trinke aufgrund einer Glutenunverträglichkeit gar kein Bier! Das finde die Leute meist recht lustig, weil man einen echten Bayern immer auch mit ordentlichem Bierkonsum verbindet.“
Wir hoffen, dass Susanna noch viele Geschichten über das Leben, München und Bayern schreibt, denn ihre Kolumnen sind auch für nicht Münchner absolut lesenswert!
Bildnachweise: Silvio König, Jazzy Connors, Iris Dawid; Karikatur: Bernhard Prinz