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Die Funkenhexe vertreibt den Winter
Wer ist die Funkenhexe?
Das Funkenfeuer, das kurz Funken genannt wird, ist ein alter Feuerbrauch, der den Winter austreiben soll. Jedes Jahr am Funkensonntag wird der Funken abgebrannt. Dabei handelt es sich um einen kunstvoll aufgeschichteten Holzturm, der um eine Funkentanne aufgebaut wird und auf seiner Spitze sitzt eine Hexenpuppe – die Funkenhexe.
Die größten Funken können eine Höhe von bis zu 30 Metern erreichen und die Funkenzunft Gaißau in Vorarlberg hat im Jahr 2000 einen 41 m hohen Funken gebaut und dafür einen Eintrag bei Guinness Buch der Weltrekorde bekommen.
So entsteht die Funkenhexe
Der Funkensonntag ist der erste Fastensonntag, also der erste Sonntag nach dem Aschermittwoch. Früher wurden die Vorbereitungen für den Funkensonntag meist durch die ansässige Dorfjungend durchgeführt. Mittlerweile erledigen das örtliche Narrenvereine und sogar Funkenzünfte haben sich gebildet.
Speziell in Vorarlberg wird am Faschingsdienstag die Funkentanne geschlagen. In dieser Woche wird auch von der Bevölkerung Brennmaterial gesammelt, damit für einen möglichst großen Funken genügend Holz vorhanden ist. Weil ja Mariä Lichtmess traditionellerweise der letzte Tag ist, um den Christbaum zu entsorgen, werden oft auch alte Christbäume, aber auch Paletten und Abfallholz verwendet.
Am Samstag vor dem Funkensonntag wird dann mit dem Aufbau begonnen. In Vorarlberg und im Allgäu besteht dieser meist aus einem kunstvoll aufgeschichteten Holzturm, im westlichen Oberschwaben eher aus einem großen Strohhaufen, und im Rheintal wird mehrheitlich Schnittholz verwendet.
Steht der Turm, wird im Inneren das weitere Brennholz untergebracht. Die Funkentanne, die bis auf den Wipfel von ihren Ästen befreit wurde, wird als Kern der Konstruktion eingebaut. Auf der Spitze der Funkentanne hängt oder sitzt dann die Funkenhexe, die oft noch mit Schießpulver befüllt wird, damit es ja laut kracht.
Am Funkensonntag ziehen die Dorfbewohner bei Einbruch der Dämmerung mit Fackeln zum Funkenplatz. Sobald die Dunkelheit eingebrochen ist, wird der Funken unter großem Applaus angezündet. Dann heißt es waren, bis das Feuer nach oben gewandert ist und die Hexe explodiert. Bis zur Explosion der Hexe sollte der Funken stehenbleiben, denn es gilt als schlechtes Omen, sollte er vorher umfallen und die Funkenhexe heil bleiben.. Damit das Omen aber nicht zu schlecht ist, schaffen die Einheimischen auch hier Abhilfe: Die Hexe wird dann am darauffolgenden Sonntag in einer speziellen Zeremonie „beerdigt“.
Die erfolgreiche Explosion wird meist noch mit einem Feuerwerk gefeiert.
Ein Ausflug zum Beispiel nach Vorarlberg, wo am Funkensonntag rund 150 Feuer entfacht werden, ist übrigens sehr empfehlenswert!
Die vielen Funkenfeuer, die von weithin sichtbar sind, geben ein tolles und beeindruckendes Bild.
Woher kommt der Brauch der Funkenhexe?
Der erste Beleg für den Funkensonntag findet sich schon 1090 in einem Brandbericht des Benediktinerklosters Lorsch. Das Kloster wurde hier durch eine brennende Holzscheibe entfacht, die Burschen am Abend des 21. März entzunden hatten.
Die Verbrennung einer Hexenpuppe soll übrigens nichts mit den Hexenverbrennungen zu tun haben, sondern in Anlehnung an die Fastnacht enstanden sein.
Der Brauch der Funkenhexe wird heute noch in diesen Gegenden gepflegt:
- Vorarlberg
- Liechtenstein
- Schweiz
- Allgäu
- Oberschwaben
- Tiroler Oberland
- Vinschgau
Bauernregeln zum Funkensonntag
„Sieht man am Funkensonntag viele Sterne, dann gibt es in diesem Jahr viele Kirschen.“
„Wenn es am Funkensonntag lange Eiszapfen hat, gibt es einen langen Flachs.“
Quelle: Funkenzunft Gaißau, Bild: böhringer friedrich