Woher kommt der Christbaum?

Von am 15. November 2017 4 554 Views

Meist erinnern uns schon im September eines jeden Jahres Lebkuchen & Co. daran, dass Weihnachten nicht mehr weit ist. Nun, über die Lebkuchen im September kann gestritten werden, aber lohnt es sich? Es ist doch eigentlich viel interessanter den Blick gen Weihnachten schon einmal zu schärfen und schöne alte Bräuche in den Fokus zu rücken – oder?

Und in diesem Zusammenhang kommt er uns wie gerufen, der Christbaum. Aber haben Sie sich auch schon einmal die Frage gestellt, woher er eigentlich kommt? Nein? Dann haben wir jetzt ja voll ins nadelige Grüne getroffen.

Christbaum TraditionChristbaum – festliches Ambiente

Wie jedes Jahr soll er ganz besonders schön sein, der Christbaum, der das festliche Ambiente am Heiligen Abend bereichert. Manche genießen es, auf der Suche nach einem besonders schönen Christbaum selbst in den Christbaumwald zu gehen. Da trifft man sie dann, ganze Familiengenerationen, bewaffnet mit Beil & Hacke, beim gemütlichen Punsch oder Glühwein, denn es muss einem doch schon etwas warm ums Herz werden in der heimeligen Weihnachtszeit – oder?

Die Tradition des Christbaums in Österreich ist lang, aber seine Geschichte kurz erzählt, denn alles fing wohl mit der Gesellschaftsdame Fanny von Arnstein an.

Fanny von Arnstein, eine Frau mit Geist & Esprit – Erfinderin vom Weihnachtsbaum

Freifrau Franziska „Fanny“ von Arnstein, geboren am 29. November 1758 in Berlin, liebte es, interessante Menschen um zu sich zu haben. Sie war Musik, Kunst und Literatur besonders zugetan und ging als bedeutenste Salonière ihrer Zeit in die Geschichtsbücher ein. Die hohe Wertschätzung, die ihre Person in Wien genoss, trug viel zur wachsenden Annahme der jüdischen Kultur in der Wiener Gesellschaft bei.

Einen besonderen Namen machte sich Fanny von Arnstein mit ihrem politischen und sozialen Engagement, indem sie Kriegslazarette, Kranken- und Armenhäuser stiftete und Benefizkonzerte veranstaltete. Unter anderem war sie auch ab 1812 Mitbegründerin der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Besser bekannt als Musikverein Wien.

Ein besonderes Anliegen war es ihr aber, sich bei Joseph II. für die Rechte der österreichischen Juden einzusetzen.

Fanny, Baronin von Arnstein, war sozusagen mit dem Goldenen Löffel geboren, denn sie entstammte einer reichen jüdischen Familie. Als achtes Kind von Daniel Itzig, dem Hofbankier Friedrichs II., und seiner Frau Mariane genoss sie eine umfassende Bildung, die natürlich auch einen qualifizierten Klavierunterricht beinhaltete. Wie die gesamte Familie Itzig hatte sie eine besondere Vorliebe für die Werke der Musikerfamilie Bach. Es ist also logisch, dass sie anfangs in ihrem Wiener Salon auch selbst als Pianistin auftrat,  und im „Jahrbuch der Tonkunst von Wien und Prag“ von 1796 wird sie aufgrund ihrer „leichten Hand und ihres meisterhaften Anschlags“ geradezu gefeiert.

Im Jahre 1776 kam sie durch ihre Heirat mit Nathan Adam von Arnstein, einem Enkel des kaiserlichen Hoffaktors Isaak Arnstein, nach Wien, einer Metropole, die sie sofort faszinierte. Als erste Wiener Jüdin leistete sie sich hier die Führung eines eigenen Literarischen Salons im Sinne der Aufklärung. Das Palais Arnstein befand sich am Hohen Markt im 1. Wiener Bezirk.

Das Palais Arnstein – Mittelpunkt der Wiener Gesellschaft

Im Palais Arnstein trafen sich, wie man heute sagen würde, Gott und die Welt. Gerade zu Zeiten des Wiener Kongresses gaben sich hier viele prominente Vertreter aus Diplomatie, Kunst, Wissenschaft und Journalismus die Klinke in die Hand. Aber auch in der eigenen Familie musste auf Prominenz nicht verzichtet werden, denn Felix Mendelssohn Bartholdy war ihr Großneffe, Sara Levy ihre Schwester und Fanny Hensel ihre Großnichte.

Fanny von Arnstein kann als Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens von Wien bezeichnet werden, denn sie war auch politisch sehr engagiert. Zusammen mit ihrem Mann wurde sie zur eifrigen Unterstützerin des Tiroler Volksaufstandes gegen Napoleon. Aber sie war es auch, die 1814 den ersten historisch bezeugten Weihnachtsbaum in Wien aufstellte!

Henriette von Nassau-Weilburg brachte 1816 dann den ersten Weihnachtsbaum mit brennenden Kerzen nach Wien.

Kein Weihnachten ohne Christbaum

Schon vor vielen Jahrhunderten waren immergrüne Pflanzen in heidnischen Kulturen ein Symbol für Fruchtbarkeit und Lebenskraft. So haben die Germanen Tannenzweige zur Wintersonnenwende an öffentlichen Orten und vor ihren Häusern platziert. In nördlichen Gebieten wurden im Winter Tannenzweige ins Haus gehängt, um böse Geister am Eindringen zu hindern und die Hoffnung auf den nächsten Frühling zu nähren. Im Mittelalter wurden sogar ganze Bäume zu bestimmten Festlichkeiten, wie zum Beispiel der Maibaum, geschmückt.

Die älteste schriftliche Erwähnung eines Weihnachtsbaums wird ins Jahr 1527 datiert. Zu lesen ist in einer Akte der Mainzer Herrscher von „die weiennacht baum“ im Hübnerwald in Stockstadt am Main.

Von 1539 gibt es wieder einen urkundlichen Beleg, dass im Straßburger Münster ein Weihnachtsbaum aufgestellt wurde. Die Zünfte und Vereine waren es schließlich, die ein immergrünes Bäumchen in die Zunfthäuser stellten. In einer Lohnabrechnung der Reichsstadt Gengenbach von 1576 wird erwähnt, dass der Förster „ime Strohbach“ einen „Wiehnachtsbaum uf die Ratsstuben“ gebracht habe.

Tannenbäume waren in Mitteleuropa früher rar und so konnten sich nur Zünfte und begüterte Bürger den Weihnachtsbaum leisten. Die ärmere Bevölkerung musste mit Zweigen und anfallendem Grün auskommen. Auch war die Kirche früher gegen diesen heidnischen Brauch.

Die ersten Aufzeichnungen über den Christbaum als einen allgemein üblichen Gebrauch stammen dann aus dem Jahre 1605. Seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts werden die Nachrichten über den Weihnachtsbaum häufiger. Und bei Fanny von Arnstein fand der Christbaum in Wien sein erstes Zuhause.

Das sorgte bei ihren Gästen aus der aristokratischen Gesellschaft Wiens für viel Gesprächsstoff. Adelige, Wissenschaftler und Künstler schwärmten vom „zahlreichen Weihnachtsbaum- oder Christbaumfest, das bei Arnsteins vorgestern nach Berliner Sitte“ stattfand.

Dabei fielen Namen wie der des Staatskanzlers Hardenberg, der Staatsräte Jordan und Hoffmann, des Fürsten Radziwill, des Herrn Bartholdy sowie aller Anverwandten des Hauses. Eine schöne Geste war es, allen gebetenen, eingeladenen Personen Geschenke oder Souvenirs vom Christbaum zu überreichen. Nach alter Berliner Sitte wurden komische Lieder gesungen, und „Fürst Hardenberg amüsierte sich unendlich“.

Diese Schilderung lässt erahnen, welche große Aufmerksamkeit dem damaligen Literarischen Salon der Fanny von Arnstein zuteil wurde, dem Zentrum eines Netzwerks von intellektuellen und musikalischen Frauen im Wien des 19. Jahrhunderts.

Den Österreichern wird sie besonders zu Weihnachten nahe sein, denn ihre Idee ist heute fester Bestandteil am Heiligen Abend.

Bild: Andrey Kuzmin – Fotolia

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