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Bouquet Halter
Lassen Sie uns heute mal über Gelüste reden! Zu schlüpfrig? Nein, das wird es mit Sicherheit nicht, wenn wir über eine Thematik sprechen, von der der Mann an Ihrer Seite ja nichts wissen muss – von Frau zu Frau eben.
Sie reiten mich mehr oder weniger oft, diese kleinen Teufelchen, die sich Gelüste nennen. Dann kommen sie, klopfen erst ganz vorsichtig, dann etwas nachhaltiger an, um mich schließlich in ihren Bann zu ziehen. Haben sie es geschafft, kann ich gar nicht anders, ich muss einfach etwas kaufen!
Shopping-Gelüste begegnen und hier & da, und in den wenigsten Fällen kann ich ihnen widerstehen. Hier ein neues Dirndl – das alte hängt ja auch schon viel zu lange im Kleiderschrank – Ausreden, die doch wirklich überzeugen – da das Parfüm mit dem wirklich unwiderstehlichen Duft, das er so gerne an mir schnuppert. Aber, brauchen wir eigentlich Ausreden, wenn es uns
gut gehen soll? Ich finde, nein!
Bouquet-Halter aus dem Biedermeier
In diesem Sinne verstehe ich auch meine neueste „Investition“. Sie ist ein Bouquet-Halter aus dem Biedermeier. Ich weiß schon, was Sie jetzt denken: Es gibt wahrlich „Wichtigeres auf der Welt“, aber wenn er doch sooooooooo schön ist! Ich kann eben auch nicht immer über meine Schatten springen. Kurzum, ich musste ihn einfach haben!
Er lag bereits seit ein paar Tagen in der schönen Auslage eines Antiquitätengeschäfts, und ich hätte ihn anfangs fast übersehen. Bei schönstem Sonnenschein schien er mich dann aber fast anzublinzeln. Nimm mich mit – hörte ich ihn immer wieder raunen. Ob es jetzt an meinen Ohren lag oder die Versuchung so groß wurde, weiß ich nicht mehr.
Ich weiß aber, dass ich schnurstracks dem Eingang entgegenlief. Kaum hatte ich die Klinke inder Hand, stand ich auch schon im Geschäft und hielt in meiner rechten Hand – das Objekt der Begierde.
Ich empfand den antiken Brautstraußhalter noch schöner und prächtiger als in der Auslage. Feinstes Biedermeier, so um 1840, traf auf einen Griff aus Perlmutt, eine durchbrochen gearbeitete vergoldete Krone mit Blüten & Blättern und wunderschöne Opale – wahrhaft ein museales Einzelstück, in das ich mich da verguckt hatte, und über dessen Preis wir am besten Stillschweigen vereinbaren.
Zwei Seelen stritten fortan in meiner Brust. Die eine sagte fortwährend: „Du brauchst ihn doch gar nicht. Bist schon lange verheiratet und deine Paten-Tochter ist noch viel zu klein für eine Hochzeit. Die andere schien das Problem erkannt zu haben: „Nimm ihn mit, er ist einzigartig!“ – flüsterte sie mir unentwegt ins Ohr. Welcher Stimme sollte ich nun folgen, und was meinen sie, welcher ich gefolgt bin?
Was ist ein Bouquethalter?
Sträußchenhalter wurden früher auf Tanzveranstaltungen genutzt, um die vom Begleiter überreichten Blumen präsentieren zu können. Meist hatten diese Straußhalter einen Ring am unteren Ende, der über den kleinen Finger geschoben wurde. So lief man nicht Gefahr, das gute Stück beim Tanzen zu verlieren.
Antike Sträußchenhalter findet man heute nicht mehr so oft. Desto mehr fasziniert heute wahrscheinlich ihre Geschichte, die einer Spurensuche gleicht. Man findet erste Anhaltspunkte in den „Ausgewählten Schätzen der Bayerischen Staatsbibliothek“. Hier befindet sich das „Kleinodienbuch“ des Hans Mielich, der von 1516 bis 1573 lebte.
Im Auftrag von Herzog Albrecht V. von Bayern, 1528 – 1579, und seiner Gemahlin Anna von Österreich fertigte eben dieser ein wertvolles Bildinventar an. Dieses enthält, neben Wappendarstellung und einem Porträt des Herzogpaars beim Schachspiel, Abbildungen von 71 Schmuckstücken, in Originalgröße und kostbarster Ausführung. Darunter befinden sich sowohl Agraffen, Anhänger, Ketten, Kehlbänder und Aufnäh-Schmuck als auch ein gefasster Bezoar, ein Stein im Magen von Ziegen, der die meisten Gifte neutralisiert.
Es findet sich aber auch ein Gürteltäschchen und ein Bouquet-Halter aus dem Besitz von Herzogin Anna von Österreich, die von 1528 bis 1590 lebte. Alle diese Preziosen sind mit Vorder- und Rückansicht wiedergegeben. Diese wertvolle Handschrift befand sich ursprünglich in der herzoglichen Kunstkammer, wurde aber später in die kurfürstliche Kammergalerie übernommen. Von dort gelangte sie als Schenkung König Ludwigs I. (1786 – 1868) in die Bestände der heutigen Bayerischen Staatsbibliothek.
Im 19. Jahrhundert waren die Sträußchenhalter in der gehobeneren Gesellschaft verbreitet.
Und auch heute noch sind sie besonders schön und können als „etwas Altes“ bei der Hochzeit dienen.
Bild: Lippisches Landesmuseum Detmold, CC BY-NC-SA