El Picaflor

El Picaflor Dirndl

Von am 10. September 2014 2 144 Views

El Picaflor, der schillernde Kolibri unter den Dirndl-Brands

Svenja Liehn El PicaflorWir haben auf der Tracht & Country im August die sympathische Designerin Svenja Liehn getroffen, die sich seit nunmehr 2 Jahren einen Namen in der Branche macht, und sie zu sich selbst und ihrer neuen Kollektion befragt.

Liebe Frau Liehn, wie sind Sie zu Ihrem ersten Dirndl gekommen?

Ich komme ja aus München und da ist Tracht ein Teil des Lebens. Ich hatte eine interessante Begegnung mit einer Dame, die damals auf einem Antikmarkt ein Dirndl angeboten hat. Dieses Dirndl hat einfach nicht gebraucht ausgesehen … Wie ich dann herausgefunden habe, war die Dame Dirndlschneiderin und meinte, sie würde mir anfertigen, was ich haben möchte. In der Zeit war ich noch Designstudentin und hab dann mein erstes und mein zweites Dirndl bei ihr anfertigen lassen. Und beim dritten hat sie dann gesagt, sie hätte keine Zeit, aber ich könne mich ja hinsetzen und selbst nähen!

Ich konnte zwar durch mein Studium nähen, aber ein Dirndl war dann doch eine Herausforderung. Mit viel Fluchen und so weiter hat es dann ungefähr 3 Tage gedauert, bis es fertig war.

Und: Natürlich hab ich das noch, denn das ist Herzblut!

Wie kam es dann zur Gründung eines eigenen Labels?

Ich habe nach dem ersten Dirndl für mich selbst noch ein paar angefertigt und irgendwann kamen dann natürlich meine Freundinnen bei mir an: „Mensch, kannst Du nicht auch mal für mich?!“ Danach hatte ich bald die ersten Kunden, die sich ein Dirndl von mir Maßanfertigen ließen. Zu Beginn hab ich wirklich nur Maßanfertigungen gemacht …! Als dann aber die ersten Herrenteile dazu kamen, hab ich begonnen, Minikollektionen zu entwerfen. Und meine Kollektionen sind wirklich klein, teilweise auch Limited Editions, weil man die Stoffe einfach nicht mehr bekommt.

Was zeichnet El Picaflor aus?

El Picaflor1Bei mir sehen Sie kein Edelweiß und kein Rehkitz. Ich mag florale Motive, weil meine Eltern aus Siebenbürgen stammen, wo die Volkskunst sehr wichtig ist. Ich habe auch einen Hang zu Ornamentik und Stickereien und versuche das in meinem Label stark umzusetzen.

Weiters achte ich selbst sehr auf Qualität, sowohl bei den Stoffen als auch bei der Verarbeitung und bin da auch extrem kritisch. Ich bekomme von vielen Kunden hierfür aber auch Komplimente, denn was zum Beispiel die Saumzuschläge angeht, sind alle meine Kreationen sehr schön verarbeitet.

Ich kann mir ein H&M T-Shirt kaufen, das ist ja o. k. und hat auch seine Berechtigung, aber Tracht ist für mich etwas Wertiges! Das ist ein Kleid, das ich mit Stolz trage und genau so soll es sein. Und natürlich trage ich auch privat gerne ein Dirndl.

Bei der Tracht finde ich die Schnitte einfach unglaublich schön. Ich versuche aber traditionelle Elemente neu zu interpretieren wie zum Beispiel einen klassischen Schnitt mit floralen Motiven oder mit einem Stretch-Stoff.

Was steckt hinter dem Namen El Picaflor?

El Picaflor heißt ja auf spanisch „der Kolibri“, der ein kleiner, anmutiger, schillernder, edler und prachtvoller Vogel ist und das ist auch, was meine Kollektion auszeichnet. Jedes Stück für sich, wenn man es sieht, ist für mich komplett und perfekt – und daher passt für mich der Name El Picaflor zu meinen – für mich – perfekten Stücken. Ich wollte keinen „klassischen“ Namen, in dem Edelweiß oder Tracht oder Alm vorkommt, von dem wollte ich mich absetzen.

Wie würden Sie Ihre neue Kollektion beschreiben?

El Picaflor Frühjahr/Sommer 2015Die Kollektion für Frühjahr/Sommer 2015 kann ich mit zwei Begriffen beschreiben: sportiv und sommerlich-leicht. Es ist wie ein bisschen Urlaub! Wenn zum Beispiel ein Herr mit einem Leinen-Stretch-Blazer am Steg sitzt, die Sonne scheint oder beim Dirndl die hellen Farben – ich finde das macht Lust auf Sommer. Die Farben interpretiere ich mit Stimmungen wie zum Beispiel das Blau für den klaren, blauen Himmel oder einen Bergsee. Ich möchte bei meinen Kunden Emotionen wecken, dass sie sich freuen, meine Stücke zu tragen.

Im Moment schaffen wir auch irgendwie ein Cross-Over. Bei einem Blazer oder Elementen, die irgendwie trachtig wirken, kann ich aber selber oft nicht definieren warum sie so wirken. Zu einer Lederhose kombiniert wirkt der Blazer zum Beispiel wie eine Tracht, aber zu Jeans wirkt es trachtig, hat aber eben keine typischen Trachtenelemente.

Wenn man eine neue Kollektion hat, gibt es immer wieder Stücke, von denen man selbst sehr positiv überrascht ist. Man sieht ja die Materialien vorher immer nur im Kleinen auf einer Zeichnung. Wenn die Sachen dann fertig sind, bin ich oft unglaublich überrascht, wie das im Ganzen wirkt. Natürlich durchdenkt man vorher alles, aber wie dann die Spitze oder die Rüsche wirkt, ist oft wie ein kleines Wunder.

Wo wird die El Picaflor Kollektion gefertigt?

MeinEl Picaflor 2e Kollektion umfasst mittlerweile 70 Teile. Eine Schnittmacherin arbeitet nach meinen Vorgaben und wir probieren selbst alles aus. Das passiert in Deutschland. Die Endfertigung findet dann in Ungarn statt, wobei mir aber hier ganz wichtig ist, wo und wie das gefertigt wird. Ich überzeuge mich da regelmäßig persönlich, wie die Arbeitsbedingungen sind. Ich möchte – so schön, wie die Sachen sind – auch gute Arbeitsbedingungen und, dass es den Leuten gut geht, die da arbeiten.

Auch die Stoffe beziehe ich grösstenteils aus Deutschland und Österreich – Seide kommt aber immer irgendwie aus Fernost, das mache ich aber über Zwischenhändler, die Qualitätskontrollen haben.

Uns ist auch der persönliche Kontakt zu unseren Wiederverkäufern wichtig, darum liefern wir oft selbst persönlich aus. So können wir auf Besonderheiten einweisen, denn man muss ein Stück schon lieben, um es schätzen zu können. Das macht uns Spaß und so kann die Seele der El Picaflor-Kollektion auch besser transportiert werden. Das ist zwar viel Arbeit, weil wir das zu zweit machen, aber die Leidenschaft ist wichtig.

Was zeichnet Ihre Designs aus?

Für mich haben meine Kleidungsstücke eine eigene Seele und eine neue Kollektion ist wie ein Baby, das auf die Welt kommt. Meine Dirndln sind sehr aufwendig, denn bei fast allen habe ich ein unglaubliches Stoffvolumen verarbeitet. Die Seidenschürze ist handgestiftelt, die Schleife ist zweifarbig und die Bänder sind handgefertigt aus dem Schürzenstoff. Das macht einfach ein El Picaflor-Dirndl aus. Die Silhouette ist auf die Mitte zentriert und wirkt auch bei etwas fülligeren Frauen. Ich verkaufe wenig Dirndl an ganz schmale Mädels, denn ein Dirndl ist ein Kleidungsstück für eine Frau. Und: es ist für mich das schönste Kleidungsstück für eine Frau, es macht eine unglaublich schöne Silhouette, es betont die Taille, man kann auch was verbergen, es hat einen schönen Ausschnitt und man ist nie schlecht gekleidet!

Meine Dirndl sind Festdirndl und ganzjährig tragbar zu sämtlichen Gelegenheiten, wenn man gut angezogen sein will.

Verraten Sie uns zum Schluss noch Ihr persönliches „Geht gar nicht“ beim Dirndl?

Es gibt für jedes Label auch die Kundschaft, weil jeder seine eigenen Vorstellungen hat, aber mein persönliches „Geht gar nicht“ bei einem Dirndl: zu schmale Schürzen.

Vielen Dank, Frau Liehn!

Bildnachweis: El Picaflor, Lucian Mitiu, Reed Exhibitions Salzburg / Andreas Kolarik

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